30.08.2001: am Sognefjord entlang
Wegstrecke (206 Km): Vassenden - Draksvik - Hella - Leikanger - Kaupanger - Manheller - Fodnes - Lærdal - Borgund |
Wir verlassen den schönen Campingplatz Jolstraholmen und fahren ein paar Kilometer retour um auf die RV13 zu gelangen, die uns mit ihren Kurven und herlichen Aussichten schon etwas weiter südlich begleitet hatte, als wir in Richtung Preikestolen fuhren. Auch dieses Mal enttäuscht uns die RV13 nicht: In dauerndem Auf und Ab fällt unser Blick öfters auf tosende Wasserfälle, idyllische Seen und typisch norwegische Berglandschaften (Fjell).
Vom Gaularfjell geht's wieder abwärts bis uns auf Meereshöhe der Sognefjord empfängt. Unsere "13" scheint sich verzweifelt an den Berghängen festzukrallen und errinnert uns so an unsere südtiroler Bergstraßen wie z.B. das Eggental. Als wir das Gefälle (8%) endlich hinter uns hatten und unsere "13" verlassen hatten um auf die RV55 zu gelangen, mussten wir noch kurze Zeit auf die Fähre nach Hella warten. Dort angekommen, die besondere Überraschung: Durch den Einfluß des Golfstroms wächst hier Obst, das in diesen Breitengraden gar nicht wachsen dürfte: Äpfel, Birnen, Pflaumen und Kirschen. Norwegen ist hier eine einzige Obstplantage!
Dem Fjord folgend beschließen wir kurz vor Leikanger die norwegische Küche kennenzulernen und halten am einzigen Restaurant weit und breit. Es hatte eher den Anschein eines Bahnhofsbuffets und da die einzige Speisekarte ja norwegisch war, entschieden wir uns für den Tagesteller: gekochtes Lamm, "Bälle" und Süßkartoffeln für mich: schrecklich! Gebratener Dorsch, Paprikakartoffeln und Salat ohne Dressing für Renato: ihm hat's geschmeckt. Am Ende nahm ich mir noch Kaffee, von dem man zum Tagesteller so viel nehmen konnte wie man wollte: Igitt! Ich merke wie sehr ich mich nach einem echten italienischen Espresso sehne! Alles in Allem haben wir 168 NOK bezahlt (ca. 22 Euro).
So gesättigt setzen wir uns wieder ins Auto, allerdings mit einer starker Sehnsucht nach den immer ausgezeichneten norwegischen Reker (Shrimps), die uns besonders nach diesem Essen um so mehr fehlten! Kulturelle Nahrung finden wir dann in Kaupanger bei der im Jahre 1190 erbauten Stabkirche, die zwischen 1959 und 1965 renoviert wurde. Das Innere schmücken üppige Malereien aus dem 17.ten Jahrhundert, die wir allerdings nicht zu Gesicht bekamen, da die Kirche verschlossen war. Ich war aber trotzdem sehr erfreut, endlich eine Stabkirche gefunden zu haben, die da steht, wo man sie ursprünglich auch gebaut hatte, und nicht in Oslo oder Bergen!
In Kaupanger besuchen wir dann noch das "Sognefjord Båtmuseum", wo man uns angesichts des leeren Museums und des fehlenden Kleingeldes auch noch einen Rabatt auf den Eintrittspreis gewährte: 43,50 NOK statt der geforderten 50. Das Museum beschreibt das Leben am Sognefjord um 1800 und 1900, als die Bewohner der Gegend ihre lokalen Produkte auf Booten bis nach Bergen schifften, um dann beladen mit Stockfisch und anderen Gütern wieder zurückzukehren. Aufgefallen ist mir, daß seinerzeit vieles aus Birkenholz und Birkenabfällen erzeugt wurde.
Wir fahren weiter bis nach Manheller um mit der Fähre den letzten Arm des Sognefjords zu überqueren und gelangen dann nach kurzer Fahrt nach Lærdal, wo das neue " Norsk Villaks Senter" unser Interesse weckt. Für einen Eintrittspreis von 150 NOK (ca. 18 Euro) erwartet uns ein Lehrpfad über die Geheimnisse des Lachses, des Tieres, das wir besonders aus den Regalen unserer ... Supermärkte kennen. So werden wir dann auch sofort am Eingang zu einer Filmvorführung über das Lachsleben eingeladen. Der Film läuft alle 30 Minuten in einer anderen Sprache und natürlich haben wir als brave Südtiroler zwischen Norwegisch, Englisch, Französisch, Japanisch und Deutsch klar Letzteres gewählt. Der Film war sehr gut gemacht und schilderte das Leben eines Lachses von der Geburt bis zum Tode und erklärte insbesondere seine angeborene Wanderleidenschaft von Norwegen bis über Island hinaus und dann wieder zurück um in seinem Geburtsfluß zu laichen und zu sterben, oder eben auf seinem Weg einem "bösen" Fischer zu begegnen, dem Räucherlachs besonders gut schmeckt...
Ich muß sagen: der Film war so gut gemacht, daß man von den Abenteuern des Hauptdarsteller emotional mitgenommen wird und daher war es fast ein Chock, am Ausgang des "Kinosaals" ein Restaurant mit besonderen Spezialitäten zu finden: ....Wildlachs! Ansonsten kann man im "Senter" in besonderen Becken Lachse auf ihrer Wanderung beobachten, die über eigens konstruierte Treppen durch das "Norsk Villaks Senter" wandern können. Ich hatte allerdings den Eindruck, daß all diese Lachse hier im Senter "wohnten".
Nach dem Verlassen des "Villaks Senter" schlendern wir noch durch die Straßen von Lærdal, dessen alte und sehenswürdige Häuser unter Denkmalschutz stehen.
Nach dieser kurzen Visite biegen wir auf die bekannte E16 in Richtung Osten und fahren vorbei am neu eröffneten und "künstlerischen" Lærdaltunnel (der Tunnel ist mit seinen 24.150 Metern bis auf weiteres der längste der Welt), um eine Hytte für die Nacht zu finden. Kurz darauf werden wir fündig: man zeigt uns gerne die Hytte für 400 NOK, da sie eher einer Luxusherberge als einer Hütte ähnelte: offener Kamin, Sauna, mehrere Zimmer usw. Für eine einzige Nacht schien es mir aber eine Verschwendung und so ziehen wir weiter. Wenn ich allerdings gewußt hätte, was uns noch erwartete, wären wir sicher geblieben! Wir erreichen Borgund mit seiner Stabkirche, die wir bereits 1999 besichtigt hatten. Die Stabkirche von Borgund, sicher die bekannteste Norwegens, wurde 1150 erbaut, blieb in ihrem ursprünglichem Zustand an ihrem Standort und ist wohl die am besten erhaltene Stabkirche des Landes.
Da wir die Stabkirche bereits vor zwei Jahren besichtigt hatten, suchten wir nach diesem kurzem Halt weiter nach einer Hytte und kurz nach der Kirche begegnen wir dann dem "Borgund Hyttesenter og Camping" mit verschiedenen bunt gefärbten Häuschen und mieten diese blaue Minihytte, die sich aber ohne jeglichen Komfort erwies, uns aber für unsere Zwecke dienlich erschien, auch weil wir nur noch kaltes Essen hatten. Ich habe scheußlich geschlafen und Renato meinte, man dürfe dieses Ding im Bett gar nicht "Matratze" nennen, da dies eine Beleidigung für alle anderen Matratzen wäre! Dabei hatten wir für diese Hytte 275 NOK plus 40 NOK für die Bettdecken bezahlt! Wären wir doch nur in der Luxushytte für 400 NOK geblieben!